Am 23. August, im Sommer vor dem sogenannten Millennium, traten wir durch die automatischen Schiebetüren des Kennedy International Airports in das klimatisierte Büro einer Autovermietung. Wir nannten unseren Namen und legten unsere Reisepässe auf die Theke; es war alles lange vorbereitet gewesen, und trotzdem erschien es mir jetzt urplötzlich zu passieren. Ein Mitarbeiter führte uns hinaus auf den von der Sonne aufgeheizten Betonparkplatz. Ich unterschrieb als Dritter den Vertrag auf dem heißen, schwarzen Wagendach. Dann stiegen wir ein: Gerhard vorne, Manuel auf der Rückbank. Wir waren drei Brüder und auf eine Million Dollar versichert. Wir schalteten die Klimaanlage an und schwitzten. Unser Wagen hieß Lincoln Towncar und war so breit, dass Manuel sich noch in New York auf der Rückbank fast völlig ausstrecken konnte. Er sei nur müde und erschöpft vom Flug. Ihm sei schwindlig. Unseren Vorschlag, bei einer Drive-in-Apotheke vorbeizufahren, lehnte er ab. Es sei nur eine Verkühlung. Von Manhattan und der Brooklyn Bridge, von der er uns noch im Flugzeug erzählt hatte, der Ingenieur habe, um die skeptische New Yorker Bevölkerung von ihrer Stabilität zu überzeugen, im Jahre 1883 21 Elefanten darüber laufen lassen, sah er nichts. (.) Constantin Göttfert, geboren 1979, lebt in Wien. Für seine Arbeit erhielt er u. a. den Wiener Werkstattpreis für Literatur, das Aufenthaltsstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin sowie das Startstipendium des österreichischen Bundesministeriums. Er veröffentlichte 2010 den Erzählband In dieser Wildnis bei Poetenladen Verlag. Im Juli 2011 erschien sein Debütroman Satus Katze bei C. H. Beck.