Japan Guide ist ausgezeichnet als eines der 25 Schönsten Deutschen Bücher 2023
Im Frühjahr 2019 bereiste ich zum ersten Mal Japan.
Ich blieb für zwei Monate. Meine Reisevorbereitungen starteten gewissenhaft: kurz vorher besuchte ich auf Empfehlung einen zweiwöchigen Japanisch-Intensivkurs für Anfänger*innen am Japonikum der Uni Bochum. Trotz ernsthafter Bemühungen gingen meine Sprachlernversuche komplett daneben. Mir fehlte schlichtweg jegliche Beziehung zu Land und Kultur. Auch wusste ich gar nicht so recht, wie meine Reiseroute aussehen sollte. Schließlich entschied ich mich, Bekannte nach Tipps zu fragen. Und ich hielt mir die Option offen, meinen Aufenthalt ganz gemächlich zu verbringen.
Es kam anders als erwartet – ich lief fast 1000 km zu Fuß durch Stadt und Land, reiste mit schnellen und langsamen Zügen kreuz und quer, besuchte alte Freunde, knüpfte viele neue Bekanntschaften und verfolgte unendlich viele Spuren, die sich mir überall offenbarten.
Nach meiner Rückkehr entstanden Zeichnungen, großformatige Aquarelle und ich arbeitete an einem Buch, einem Japan Guide aus Künstler*innen-Perspektive – alles inspiriert von den Eindrücken und Forschungen in Bezug auf Japan.
Impulse dafür sind die Begegnungen mit einer anderen Kultur – in Bezug auf meine bisherigen Erfahrungen, meinen westlichen Hintergrund. Ich stelle Verknüpfungen zu mir Bekanntem her, unternehme Versuche einer Annäherung an Japan, befrage Vertrautes und Fremdes.
Mein Japan Guide besteht zum großen Teil aus Text – einem Glossar aus 229 Schlüsselwörtern, jeweils ergänzt durch persönliche Erläuterungen. Dazu gehören assoziative Zeichnungen (die Originale haben DIN A4 Format). Es ist ein Künstler*innenbuch – und doch etwas mehr. Die Wörter wurden von mir während meiner Japanreise und im Anschluss zusammengestellt. Meine Themen sind breit gefächert. Es entsteht eine Schnittstelle zwischen Fakten japanischer Geschichte/präzisen Erkundungen vor Ort und persönlichen Beobachtungen/Erfahrungen in Bezug auf meine eigene Geschichte. Parallel zu der Textarbeit spüre ich Auseinandersetzungen durch Bleistift-Zeichnungen nach. Beides, Text und Zeichnung, funktioniert autonom. Zusammen bilden sie meinen subjektiven Blick und die Spurensuche auf unterschiedliche Weise ab.
Aus dem Text der Buchpreisjury: "... Die gleichwertigen Buchhälften beginnen mit eigener Außenseite. An ihren Enden zusammengefügt steigern sie sich zu einem Doppelbuch zum Umstülpen. Die Otabind-Verarbeitung des Klappenumschlags stellt sicher, dass der Kartonrücken nicht mit dem Buchblock verklebt wird, das Buch sich demnach weich und ohne Rückenbruch aufschlagen lässt. Die herstellerische Aufmerksamkeit äußert sich ebenso bei der Wahl des Heftfadens. Seine graue Färbung passt zum Papier: Das Glossar nämlich steht schwarzweiß gedruckt auf einem hellgrauen, offenporigen Papier. Dessen Oberfläche fühlt sich an wie ein gestrichenes. Um die Heftlagen sind jeweils einzelne Farbbögen gelegt, die ihrerseits – trotz gestrichener Oberfläche – wirken wie ein geglättetes Naturpapier. Sie tragen abstrakte, fließende, schillernde Bilder in einer besonderen Drucktechnik – ohne irgendein Raster.“