Dirk Meinzer +


ferne nahe ... WELT


Dirk Meinzer hat eines der fotografischen Werke eines Sonderlings, nämlich Wolf Spillners Fotobuch Ferne… nahe Welt… seinem Collagen-Buch zugrunde gelegt. Meinzer verarbeitet, Sticker – Aufkleber, Idiotien, Slogans abgeknippelt von Laternenpfosten.

Meinzer gibt dem Verhältnis von Nah und Fern einen neuen, aktuellen Sinn. Bezieht man »Ferne« auf alle optischen Distanzverhältnisse und »Nähe« auf alles, was haptisch, an Körperliches gebunden ist, Nähe signalisiert, egal ob Schnapsflasche oder Schwanz, Muschi oder Milchtüte, so bewegt man sich in einer Welt mit doppeltem Boden, sei es im physikalischen, sozialen oder sexuellen Sinn.

Die Collage jedoch, als bedeutungsvoll ernsthafte oder humoristisch aufsässige Verwirrung der nachbarschaftlichen Ordnung der Dinge, egal ob für High-, Low- oder No-Art angewendet, ist zu einer selbstverständlichen Matrix kreativer Beschäftigungen geworden. So auch für Dirk Meinzer.

(...)

Er fügt der tragikomischen Seite der Begehrensfantasien eine tragisch-lächerliche hinzu. (Was denkt die Perserkatze über Rotwein?). Ironisch im Hinblick auf Verdinglichungen im gängigen Identity-Diskurs, aber zugleich extrem subversiv nimmt sein Vektor mit humoristisch »umwerfendem Einverständnis« (Brecht) die zum trivialen Klischee gewordenen Begehrensmasken aufs Korn, wie sie in Sprachbildern und im ikonografischen Bilderarsenal ubiquitär geworden sind – Menschen sind nicht so verschieden, wie noble Abgrenzungen es gerne hätten.

 

Weitere Autorinnen:

Ursula Panhans-Bühler, Nora Sdun

Nach einem Studium der Brtiebswirtschaft von 1995 bis 1996 an der Fhtw Berlin und der Philosophie von 1996 bis 1997 an der Humboldt Universität Berlin begann Dirk Meinzer ein Kunststudium an der HfbK Hamburg im Jahr 1997. Er studierte bei Claus Böjhmler und beendete sein Studium im Jahr 2004. Danach ging er sieben Monate nach Tansania, wo er sich im Flussmündungsdelta des Rufiji eine eigene Hütte aus Kokosnussblattflechtwerk baute und nach Dugongs Ausschau hielt. Die Auseinandersetzung mit der Fremde beeinflusste sein Werk erheblich.

Dirk Meinzer hat 2014 begonnen sein heterogenes Werk, das bis dahin in verschiedenste Familien untergeordnet wurde, zu vereinen in seiner bisher letzten Werkgruppe, den Nocturne. Nachts nachleuchtenden Malereien, auf denen teilweise Bienenflügel wie Blumenblüten ihre Leuchtkraft entfalten. Dabei kommen phosphoreszierende Gesteinsmehle zum Einsatz die tagsüber eine fade Farbgebung zeigen, während sie im Dunkeln ihre Energie in Form von Strahlung, einem Nachleuchten, in allen Grundfarben abgeben.

Dirk Meinzer ist ein postkonzeptueller Künstler und sein Werk besteht aus Malerei, Zeichnungen, Objekten, Performances, Installationen, Büchern, Collagen und Assemblagen mit organischem Material wie Teilen von Tieren, Lebensmitteln oder Fäkalien.

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Dirk Meinzer

ferne nahe ... WELT

Collagen

116 Seiten

38,00 Euro

Hardcover Leinen, Heißfolie plus Blindprägung Schutzumschlag, beidseitig bedruckt, Sticker (Unikate)

Design: Christoph Steinegger

Maße: 235 x 268 mm

ISBN: 978-3-86485-277-0

Hamburg 2022


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