Hg. Joachim Baldauf, Annette Geiger, Ursula Zillig, Hochschule für Künste Bremen
Untragbare Mode kann man nicht anziehen, sie passt nicht, klemmt, behindert oder sie funktioniert nicht. Schlimmer noch, so wie die Kleidung in den folgenden Bildstrecken inszeniert wird, erfahren wir sie als intolerabel, unzumutbar, unerträglich. Nur, wo liegen eigentlich die Grenzen? Man übersieht zu oft, welche Rolle Modefotografie und Styling in unserem Wahrnehmungsprozess spielen. Vieles wird erst durch das Bild möglich oder eben unmöglich. Körperstellen werden sichtbar, die man nicht sehen will, Haltungen, die man nicht ertragen würde, Kontexte, die unser Realitätsverständnis stören.
Wer von Mode erwartet, dass sie einfach nur funktioniert, hat sie nicht verstanden. Denn das Ausloten der Grenzen zum Unpassenden bildete schon immer eine wichtige Inspirationsquelle für die Gestaltung unserer Kleider. Und durch nichts lernen wir uns besser kennen als durch das Tabu – was dürfen Männer und Frauen eigentlich tragen, um noch als solche zu gelten? Überschreitungen machen interessant, sie lassen uns hinsehen, sie wecken auf – und nicht selten ist das zunächst Untragbare eine Saison später ganz normal. Aber der Druck auf die Mode ist heute höher denn je: In den kommerziellen Magazinen unterliegt alles der Zensur der politischen Korrektheit, es wird geglättet und geschönt.
Mode kann ihre Unabhängigkeit also nur bewahren, wenn sie an Orten des Experiments stattfindet – wie in diesem Hybrid aus Magazin und Katalog. „Untragbar“ zeigt die Arbeiten von Studierenden des Integrierten Design der Hochschule für Künste Bremen. Sie haben die Kollektionen entworfen, Fotografie und Styling entwickelt, die Konzepte geschrieben und das Layout gestaltet. Wir bedanken uns bei allen, die das Projekt unterstützt haben. Joachim Baldauf, Annette Geiger, Ursula Zillig