Die Tuschzeichnungen von Patrick Gabler sind angefüllt mit großen Kreisen, die kleine Kreise umschließen, um von ihnen aufgebrochen zu werden. Mit Wirbeln, die sich verdichten und auflösen. Mit Strömungen, die sich zusammenballen und voneinander lösen. Sie haben in sich ein Maß, nämlich das Maß der Hand, die sie auf das Blatt gesetzt hat: die Drehung aus dem Handgelenk, den Schwung von Finger und Arm. Oft genug werden sie ihren Ort und ihre Eigengestalt aus diesem Schwung gewonnen haben. Eine Kreisbewegung wird zur nächsten geführt haben. Sie folgen der Hand, die sie auf das Blatt bringt, und die Hand folgt ihnen. Doch wie viel davon ist genug, zu wenig, genau richtig? Dafür gibt es kein vorgesetztes Maß, keine Grenze, keinen Halt, sondern nur die Entscheidung des Zeichners, es jetzt gut sein zu lassen. Manchmal wird der Betrachter in den Zeichnungen etwas sehen, das ihn an anderes erinnert: meteorologische Strukturen, Wolken und Winde, Fluten und Wirbel, Sturm und Lufthauch, Lichtblick und Aureole. Das mag in ihm Erinnerungen an klassische Gemälde wachrufen: Meister des europäischen Barock oder der ostasiatischen Tradition. Vielleicht wird es ihn auch für einen Augenblick an die Grenze des Sichtbaren führen und ihn einen Moment lang innerlich darüber hinausschauen lassen: Transzendenz, Epiphanie und Himmelfahrt. Irgendwann aber wird er sich selbst die ebenso einfache wie schwierige Frage stellen müssen, wann er genug gesehen hat. (Auszug aus dem Katalogtext von Johann Hinrich Claussen)