Zwischen den Frames – Ein poröser Blick auf das Kino
Was passiert, wenn sich ein technischer Defekt in einen kreativen Akt verwandelt?
In ihrem gemeinsamen Buchprojekt gehen Alexander Fahima und Volker Renner dieser Frage nach.
Ausgangspunkt ist ein scheinbar banaler Zwischenfall: Ein ausrangierter DVD-Player beginnt, die Filmbilder nicht einfach abzuspielen, sondern sie zu zerstören – oder besser gesagt: sie auf seine ganz eigene Weise zu erinnern. Statt dass klare, wiedererkennbare Szenen aus bekannten Filmen sich zeigen, drängt eine neue Bilderwelt an die Oberfläche: Geister der Kinovergangenheit, die sich unbemerkt im Digitalisat verborgen hielten. Die Künstler verwerfen diesen Fehler nicht als Mangel, sondern greifen ihn als produktives Moment auf. Beide schauen über die Dauer eines Jahres dieselben 52 Filme an und lassen sie durch das eigensinnige Gerät abtasten. Dabei wird eine digitale Metamorphose in Gang gesetzt: Die Bilder verlieren ihren narrativen Zusammenhang, ihre ursprüngliche filmische Funktion – und gewinnen dafür neue Tiefe und Struktur. So wird das Kino samt unserer Erinnerung daran in einer doppelten Aufhebung dekonstruiert und neu zusammengesetzt. Zwischen Bildrauschen, Farbschlieren und fragmentierten Körpern entsteht ein visuelles Archiv des Verschwindens.
Das Buch ist nicht nur eine Hommage an das Medium Film, sondern auch eine Reflexion über die Materialität digitaler Bilder und die Schönheit des Fehlers. Fahima und Renner zeigen: Auch das, was verloren geht, kann sichtbar gemacht werden. Und manchmal ist das, was gelöscht wird, erst der Anfang einer neuen Geschichte.