Hg. Karl-Josef Pazzini, Marcus Coelen, Judith Kasper, Mai Wegener
RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse, Bioanalysen II
Riss Bd. 95
Der Ausdruck »Bioanalyse« ist von Sándor Ferenczi geprägt und in seinem Versuch einer Genitaltheorie entfaltet worden. International wurde dieser Text unter dem Titel Thalassa bekannt, im Ungarischen trägt er denTitel Katasztrófák. Er befasst sich, knapp gesagt, mit der Idee, dass es »zu der individuellen Katastrophe der Geburt und ihrer Wiederholung im Begattungsakt eine Art geschichtliche[r] Parallele« geben müsse, die Ferenczi in der Phylogenese und genauer im Übergang von der See- zur Landexistenz der Wirbeltiere findet. Der Terminus Bioanalyse ist allerdings nicht auf diese spezifische These beschränkt, sondern steht für von der psychoanalytischen Erfahrung ausgehende biologische Spekulation überhaupt. Die Radikalität dieser Spekulation und die Kühnheit der Gedankenführung in Ferenczis Unternehmen beeindrucken und irritieren bis heute. Biologie und Psychoanalyse treten hierin einwirklich neues, fastmöchteman sagen verrücktes Verhältnis. Die beiden vorliegenden Hefte des RISS – Bioanalysen I und Bioanalysen II – nehmen ihren Ausgangspunkt und Anstoß von Ferenczis Arbeit. Es setzen sich allerdings keineswegs alle Texte direkt mit Ferenczi auseinander. Die Absicht ist vielmehr, die hier angelegte Herangehensweise für ein anderes Denken der Verbindung von Biologie und Psychoanalyse zu befragen und fruchtbar zu machen.
Inhalt
»Seinem großen Ozeanischen Freund das Landthier S. Fr.«
Mai Wegener
Verloren
Karl-Josef Pazzini
Zwischenspiel: Mode und Meer – Versöhnungssex mit den Mollusken
Diana Weis
Biochemische Impotenzlösungskompetenz? Filmische Viagra- (Un-)Fälle
Diana Weis
Nicht ohne Wunsch und Genießen – Zu einer bekannten Debatte aus bioanalytischer Sicht: Psychoanalyse zwischen Natur- und Geistes-/Kulturwissenschaft
Erik Porath
GESPRÄCHE
The Berlin Interview With Peter Berz and Marcus Coelen
Dorion Sagan
Theorien des Körpers als Science Fiction lesen – Ein Manifest in Gesprächsform
Karin Harrasser, Karl-Josef Pazzini
»… dass wir biologisch dazu determiniert sind, nicht völlig biologisch determiniert zu sein.« Ein Gespräch mit Marcus Coelen und Alexandre Wullschleger
François Ansermet
Ankündigung eines Austauschs des RISS mit Catherine Malabou anlässlich ihres neuen Buches »Le plaisir effacé. Clitoris et pensée«
Nadine Hartmann, Arnd Wedemeyer
PANDEMIE
Coronanalysen Fragmente zur viralen Lage
Peter Berz, Marcus Coelen
Dokumentation: Wort Virus
Redaktion RISS
Endnoten – Palliativpflege in Zeiten einer Pandemie
Jamieson Webster
Manifest Destiny: Die sperrige Übersetzung amerikanischer Freiheit
Regina Karl
Covid-19 in Analyse: Übertragung, Ansteckung und Übermittlung – Eine Skizze
Claus-Dieter Rath
EPIKRISIS
Die biologische Frage
Peter Berz
REZENSIONEN
Peter Widmer: Destruktion des Ichs. Psychoanalytische Annäherungen an den Ursprung menschlicher Aggression
rezensiert von Astrid Engl
Tögel, Christfried (Hg.); Zerfaß, Urban (Mitarbeit): Sigmund-Freud-Gesamtausgabe in 23 Bänden, Bd. 16 und 17
rezensiert von Karl-Josef Pazzin
Für detailiertere Informationen und PDFs der einzelnen Artikel besuchen Sie bitte die Seite: www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org
Heftredakteur*innen: Peter Berz, Marcus Coelen, Karl-Josef Pazzini, Erik Porath, Mai Wegener
Nicolas Abraham, Peter Berz, Marcus Coelen, Astrid Engl, Insa Härtel, Regina Karl, Karl-Josef Pazzini, Erik Porath, Claus-Dieter Rath, Jamieson Webster, Mai Wegener, Diana Weis, Peter Widmer
RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse, Bioanalysen II
Riss Bd. 95
Hg. Karl-Josef Pazzini, Marcus Coelen, Judith Kasper, Mai Wegener
208 Seiten
22,00 Euro
Design: Christoph Steinegger
ISBN: 978-3-86485-265-7
Hamburg 2021
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