Hg. Karl-Josef Pazzini, Marcus Coelen, Judith Kasper, Mai Wegener


RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse, Bioanalysen I

Riss Bd. 94


Der Ausdruck »Bioanalyse« ist von Sándor Ferenczi geprägt und in seinem Versuch einer Genitaltheorie entfaltet worden. International wurde dieser Text unter dem Titel Thalassa bekannt, im Ungarischen trägter den Titel Katasztrófák. Er befasstsich, knapp gesagt, mit der Idee, dass es »zu der individuellen Katastrophe der Geburt und ihrer Wiederholung im Begattungsakt eine Art geschichtliche[r] Parallele« geben müsse, die Ferenczi in der Phylogenese und genauer im Übergang von der See- zur Landexistenz der Wirbeltiere findet. Der Terminus Bioanalyse ist allerdings nicht auf diese spezifische These beschränkt, sondern steht für von der psychoanalytischen Erfahrung ausgehende biologische Spekulation überhaupt. Die Radikalität dieser Spekulation und die Kühnheit der Gedankenführung in Ferenczis Unternehmen beeindrucken und irritieren bis heute. Biologie und Psychoanalyse treten hier in ein wirklich neues, fast möchte man sagen verrücktes Verhältnis. Die beiden vorliegenden Hefte des RISS – Bioanalysen I und Bioanalysen II – nehmen ihren Ausgangspunkt und Anstoß von Ferenczis Arbeit. Es setzen sich allerdings keineswegs alle Texte direkt mit Ferenczi auseinander. Die Absicht ist vielmehr, die hier angelegte Herangehensweise für ein anderes Denken der Verbindung von Biologie und Psychoanalyse zu befragen und fruchtbar zu machen.

Inhalt

Was heißt spekulieren? Flechten und Sprünge der Bioanalyse
Marcus Coelen

Biologien der Psychoanalyse: Weismann mit Freud – Bölsche mit Ferenczi – Meisenheimer mit Bálint
Peter Berz

Ferenczis »Kata/strophen«
Judith Kasper

Jenny Willner Das Problem mit dem Erbe – Ferenczis Organologie und die Politik der Bioanalyse
Judith Kasper

Der Psychoanalytiker als eingeschlossener Dritter – Ferenczis Aufbruch in Analogien
Karl-Josef Pazzini

Fließ, Freud und die Freisetzung des Lebensbegriffs
Mai Wegener 

Einsatz: Selbstgespräche sind nur Meeresrauschen
Elke Erb

Anhängsel und/oder Narziss – Reproduktion und Selbstzweck bei Butler, Freud und Dawkins
Erik Porath

Dokumentation: Zu Nicolas Abrahams Forcierung von Ferenczis Thalassa
Redaktion RISS

 

REZENSIONEN

Replik: Matthias Bertschinger: Replik zur Buchrezension von Peter Widmer in RISS Nr. 92, S. 146–149

Elisabeth Aebi Schneider, Erika Kittler, Sabine Schlüter (Hg.): Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis (Journal for Psychoanalytical Theory and Practice): Sandor Ferenczi, Band 35/2020/Heft 1/2, Frankfurt a. M., Vittorio Klostermann – Ferenczi im Querschnitt
rezensiert von Simon Scharf

Anne Carson: Der bittersüße Eros, Übersetzt von Christina Dongowski, Wien 2020, Turia + Kant
rezensiert von Theresa Mayer 

Christoph Kolbe, Helmut Dorra: Selbstsein und Mitsein – Existenzanalytische Grundlagen für Psychotherapie und Beratung, Gießen 2020, Psychosozial-Verlag;
Frank Grohmann: Die Eigenart der Psychoanalyse – Auseinandersetzungen mit Freuds Wissenschaft vom Unbewussten, Gießen 2020, Psychosozial-Verlag;
H. Shmuel Erlich: Die Couch auf dem Marktplatz – Psychoanalyse und soziale Wirklichkeit, aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Vorspohl, Gießen 2020, Psychosozial-Verlag
Drei Rezensionen von Peter Widmer

Für detailiertere Informationen und PDFs der einzelnen Artikel besuchen Sie bitte die Seite: www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org

Heftredakteur*innen: Peter Berz, Marcus Coelen, Karl-Josef Pazzini, Erik Porath, Mai Wegener

Weitere Autorinnen:

Peter Berz, Marcus Coelen, Elke Erb, Judith Kasper, Theresa Mayer, Karl-Josef Pazzini, Erik Porath, Simon Scharf, Mai Wegener, Peter Widmer, Jenny Willner

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RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse, Bioanalysen I

Riss Bd. 94

Hg. Karl-Josef Pazzini, Marcus Coelen, Judith Kasper, Mai Wegener

200 Seiten

22,00 Euro

Design: Christoph Steinegger

ISBN: 978-3-86485- 209-1

Hamburg 2021


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