Stimmungsatlas Bd. 36
Die Anfang der 1970er Jahre im Zuge der zweiten Welle der Frauenbewegung gewonnene Einsicht »Das Private ist politisch« scheint in der Behauptung »Alles ist politisch« aufgegangen zu sein. Mittlerweile entsprechen die an die Codes der eigenen Bubble zurückgebundenen emanzipatorisch gemeinten Alltagsperformances in Sprache, Social Media, Mode der allgemeinen Tendenz zur Fragmentierung und Entsolidarisierung.
Um dem entgegenzutreten, müssten wir lernen, gesellschaftspolitisch verschiedene »Sprachen« zu sprechen und damit unterschiedliche Qualitäten der Intervention zu mobilisieren – etwa ästhetische, rechtliche, ökonomische, denn: Der einzige Ausweg aus der Inflation des Politischen besteht in einer radikalen Erweiterung unseres emanzipatorischen Repertoires.
Podcast: Insa Härtel im Gespräch mit Melanie Reichert. »Entzug von Selbstverständlichkeit: Alltagsmythen«